Hatten die Gesellenvereine eine politische Bedeutung?

Eine Untersuchung an Hand des Schrifttums Adolph Kolpings

Stefan Ihli

 

Online-Version: August 2002 - Alle Rechte vorbehalten.

 

 

Inhaltsverzeichnis

A. Einleitung

I. Einführung in vorliegende Abhandlung

1. Zur Themenstellung

2. Zum Stand der Forschung

3. Zur Vorgehensweise

II. Der geschichtliche Hintergrund

1. Zur Zeitsituation in Deutschland

a) Einige für die Thematik relevante Ereignisse...

b) ...und die Reaktion des Katholizismus

(1) Die Haltung gegenüber Liberalismus und Sozialismus

(2) Der politische Katholizismus

2. Leben und Werk Adolph Kolpings

a) Eine kurze Biographie Adolph Kolpings

b) Adolph Kolping als Publizist

c) Die Entwicklung der Gesellenvereine bis zu Kolpings Tod

B. Hauptteil: Katholischer Gesellenverein und Politik

I. Der unpolitische Verein

1. Der apolitische Verein

2. Der "gutkatholisch" - loyale Verein

II. Der politische Verein

1. "Agitator" Adolph Kolping

a) Kolpings (sozial)politische Vorstellungen...

b) ...und von Kolping angeführte Ursachen seiner Haltung und der gesellschaftlichen Situation

2. Politische Aktivitäten im Gesellenverein

C. Fazit: Hatten die Gesellenvereine eine politische Bedeutung?

I. Zu den Aussagen Adolph Kolpings

II. Zur Beantwortung der Frage

Literaturverzeichnis

 

 

A. Einleitung

I. Einführung in vorliegende Abhandlung

1. Zur Themenstellung

Wenn es um den politischen und sozialen Katholizismus im 19. Jahrhundert geht, denkt man sogleich unter anderem an Adolph Kolping und seine Gesellenvereine, die noch heute durch ihre Unterstützung der wandernden Gesellen bekannt sind, wenn sie auch diese Aufgabe inzwischen verloren haben. So bekannt dieses soziale Engagement für die Gesellen ist, so interessant ist die Untersuchung der Frage, ob die Gesellenvereine neben ihrer sozialen auch noch eine politische Bedeutung gehabt haben, wird doch ihr Gründer Adolph Kolping gerne als Sozialreformer apostrophiert; ein Berichterstatter nennt ihn gar einen "Apostel der sittlichen Erhebung"1. Diese Begriffe reichen in der Tat über den Bereich des rein Sozialen hinaus ins Feld von Erziehung und eben Politik. Was findet sich nun wirklich Politisches bei Kolping, wie politisch oder unpolitisch waren seine Gesellenvereine?

 

2. Zum Stand der Forschung

Bei den Nachforschungen zu diesem Thema wurde schnell deutlich, daß Abhandlungen über den Katholischen Gesellenverein ohnehin selten sind, zumal wenn noch das 19. Jahrhundert als Kriterium hinzukommt. Von diesen Abhandlungen gibt es bis jetzt keine Monographie, die nur bzw. explizit die hier vorliegende Fragestellung behandelt. Noch am ehesten in diese Richtung geht die englische Arbeit "Priests and Journeymen ..." von Sarah C. Neitzel2. Reichlicher vorhanden sind Biographien über Adolph Kolping, doch auch in diesen kommt die fragliche Thematik bei weitem zu kurz, wird, wenn überhaupt, nur am Rande angesprochen. Gerade bei den Biographien ist ohnehin festzustellen, daß ein Hang zur Glorifizierung der Gestalt Kolpings besteht3. Angesichts dieser Erkenntnisse bleibt die Vermutung, daß etwaige politische Aktivitäten vielleicht nicht in das Bild passen, das vermittelt werden soll4. So ist bei der Interpretation der Sekundärliteratur sicher eine gewisse Vorsicht angebracht. Was daher übrigbleibt an Material zur Beantwortung der Fragestellung, sind hauptsächlich die einschlägigen Bände III-V der Adolph-Kolping-Schriften, die das Thema "Soziale Frage und Gesellenverein" behandeln. In diesen Bänden sind alle wichtigen Texte Kolpings zusammengestellt worden.

 

3. Zur Vorgehensweise

Unter Berücksichtigung der Forschungsergebnisse, wie sie gerade dargestellt wurden, ergab sich von selbst der Weg zur Beantwortung der Frage: Da es insgesamt sehr wenig Literatur gibt, sich am ehesten aber noch über die Zeit vor Kolpings Tod genug findet, war eine erste Einschränkung der Fragestellung also die Lebenszeit Kolpings. Da auch für diese Zeit zunächst keine direkte Antwort möglich ist, soll die vorliegende Abhandlung den indirekten Weg zu beschreiten versuchen: Von unpolitischen bzw. politischen Aussagen in Kolpings Schriften soll ein Rückschluß auf den Gesellenverein gezogen werden. Diese Vorgehensweise erscheint als einzig gangbarer Weg und als legitim, zumal Kolping als eine Art Übervater des Vereines angesehen werden muß, der sehr großen Einfluß hatte5.

In vorliegender Arbeit soll zunächst eine Einführung gegeben werden, die den nötigen Hintergrund für Kolpings Aussagen darstellt: Zuerst einige geschichtliche Ereignisse und die Position der Katholiken, dann Kolpings Lebenslauf - wo besonders auch weniger bekannte Fakten, die hier von Interesse sind, genannt werden -, seine Tätigkeit als Publizist und schließlich das Werden der Gesellenvereine. Dann beginnt die eigentliche Untersuchung mit Erkenntnissen aus den Schriften Adolph Kolpings, gegliedert in unpolitische Aussagen über den Gesellenverein und politische Aussagen Kolpings. Dabei wird durch die ausführlich zitierten Aussagen Kolpings ein unmittelbarer Einblick in dessen Denken möglich gemacht. Die vorgenommene Einteilung der Zitate soll nicht heißen, daß diese nicht auch möglicherweise zu einem jeweils anderen Abschnitt passen würden. Sodann folgen die (wenigen) direkten Hinweise auf den politischen Charakter des Gesellenvereines. All dieses Material bildet dann die Basis, auf Grundlage derer im Schlußteil eine Antwort auf die Frage gegeben werden kann, ob der Gesellenverein - zunächst einmal nur zu Lebzeiten Kolpings - eine politische Bedeutung hatte und gegebenenfalls, welcher Natur diese war.

 

II. Der geschichtliche Hintergrund

1. Zur Zeitsituation in Deutschland

a) Einige für die Thematik relevante Ereignisse...

Nach der Französischen Revolution von 1789, bei der schon der französische Adel und Klerus seine Privilegien verloren hatte, ließ sich die liberale Bewegung auch in Deutschland nicht mehr aufhalten. Gleich zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam es 1803 zum Reichsdeputationshauptschluß, der infolge einer Neuordnung Deutschlands durch Napoleon zur Säkularisation der Kirchengüter führte. Die Gedanken der Aufklärung setzten sich auch mehr und mehr durch, als 1806 das Heilige Römische Reich Deutscher Nation untergegangen war. So kam es ab 1807 in Preußen zu weitgehenden Reformen, die Bauernbefreiung und Gewerbefreiheit zur Folge hatten. Auf dem Wiener Kongreß 1814/15 kam es nach dem Sturz Napoleons zwar zu einer Restauration der alten Ordnung, doch verschwanden die freiheitlichen Ideen dadurch nicht mehr; der Liberalismus entstand und wurde verfolgt. Ebenso kam der Nationalismus auf, und nach der Revolution von 1848 waren die liberal-demokratischen Kräfte stark genug, um die Frankfurter Nationalversammlung zu erreichen. Freilich scheiterte diese letztendlich. Bis Ende der sechziger Jahre verstummte ab jetzt auch der Streit um groß- oder kleindeutsche Lösung der Reichsgründung nicht mehr.

Parallel zu diesen politischen Entwicklungen kam es schon ab dem Ende des 18. Jahrhunderts zur Industriellen Revolution, in Deutschland etwas verspätet und zunächst gehemmt durch Zollschranken. Die Folgen zeigten sich bald: Landflucht setzte ein, und in den Städten kam es zur Verproletarisierung. Dadurch wurde die Soziale Frage zu einem drängenden Problem. In der Folge wurden viele Lösungsansätze entwickelt: am radikalsten Marx6, dann aber auch vor allem Lassalle7 und Schulze-Delitzsch8.

 

b) ...und die Reaktion des Katholizismus
(1) Die Haltung gegenüber Liberalismus und Sozialismus

Die Katholiken Deutschlands waren im betrachteten Zeitraum in der Defensive. Sie erlitten einen starken Rückschlag durch die Säkularisation und die staatlichen Unterdrückungen eines freien kirchlichen Lebens. Besonders nach dem "Kölner Ereignis"9 fand die Katholische Bewegung breiten Zulauf. 1848 erhoffte man sich aus der Revolution und dem Liberalismus Vorteile, die man vorübergehend durch Verfassungen auch erlangte, die jedoch später wieder abgeschafft wurden, als die Liberalen an die Macht kamen. In Parlamenten versuchte man, den kirchlichen Standpunkt so gut wie möglich zu vertreten und sich Rechte zu erkämpfen. Dabei wollte man nur die gleichen Rechte wie die Protestanten erreichen, keine Bevorzugung. In der Nationalstaatsfrage war man eindeutig großdeutsch gesinnt, schon weil die Katholiken nur in einem großdeutschen Reich die Mehrheit bildeten. Dadurch entfremdete man sich von den Liberalen, die kleindeutsch dachten. Die Liberalen wurden aber auch sonst zunehmend zu Gegnern, da sie vehemente Befürworter der Säkularisation waren. Zudem gestanden sie, obwohl liberal, der Kirche nicht die ihr zukommenden Rechte zu. Religiös waren die Liberalen sowieso indifferent. Sie wurden daher auch vom Papst kritisiert. Man wehrte sich kirchlicherseits gegen alle Freiheiten, die auch der Kirche zu nahe treten könnten.

Der Sozialismus war ein noch größerer Gegner der Katholiken. Zum einen war er gegen die Kirche, zum anderen plante er den gesellschaftlichen Umsturz, was der Kirche nicht recht sein konnte, da sie die herrschende Gesellschaftsordnung mit geprägt hatte. Ein solches Festhalten am Althergebrachten zeigt auch die monarchistische Gesinnung, die auf Bewahrung des Status quo abzielte. Ihrem defensiven Charakter entsprechend war die katholische Bewegung auch ultramontan10.

 

(2) Der politische Katholizismus

Katholische Organisationen, gerade im Bereich der Sozialpolitik, "sind der 'weltlichste' Arm der Kirche, der (...) diese auch [schützt]: Veränderungen der Gesellschaft, Pressionen auf die Kirche enden zunächst einmal in dieser Pufferzone." 11 Zudem kommt ihnen gerade durch ihre Situierung an der Nahtstelle zwischen kirchlichem und profanem Bereich eine besondere Aufgabe zu. So gerieten die Mitglieder der Katholischen Bewegung unweigerlich ins Feld der Politik, da diese auch den einzigen Weg zur Durchsetzung ihrer Interessen darstellte. Inwieweit dies auch für Kolping und seine Gesellenvereine gilt, zeigt nun folgende Untersuchung. Dort wird unter Politik auch, zum Teil hauptsächlich, Sozialpolitik zu verstehen sein, was aus dem Wirkungskreis Kolpings hervorgeht.

 

2. Leben und Werk Adolph Kolpings

a) Eine kurze Biographie Adolph Kolpings

Adolph Kolping wurde am 8. Dezember 1813 in Kerpen bei Köln als viertes von fünf Kindern des Dorfschäfers Peter Kolping und dessen Frau Anna Maria geboren. Sein Vater war Analphabet12. Die Familie war intakt; man pflegte die katholische Religion; Kolping war Ministrant13. Trotz der ärmsten Verhältnisse in seiner Familie konnte er die Volksschule ohne Unterbrechung besuchen und mußte zumindest nicht regelmäßig zu Hause mithelfen14. So konnte er ein guter Schüler werden. Er las gerne und stieß dabei z. B. schon früh auf Abraham a Santa Claras Bußpredigten15. Doch konnten es sich Kolpings Eltern nicht leisten, den Sohn auch noch auf eine höhere Schule zu schicken. So mußte Adolph Kolping, kaum dreizehn Jahre alt, ein Handwerk erlernen; er wählte das des Schuhmachers, ging von 1826 bis 1829 in Kerpen in die Lehre und wanderte dann von 1829 bis 1832 als Geselle im Umland von Kerpen umher. 1832 starb Kolpings innigst geliebte Mutter16. Daraufhin ging er nach Köln, um dort in den ersten Werkstätten am Platze zu arbeiten. Dort boten sich ihm beste Chancen für einen beruflichen Aufstieg; sein Meister bot ihm Einheirat ins Geschäft an. Doch Kolping fühlte sich während seiner ganzen Gesellenzeit als etwas Besseres als seine Mitgesellen, verachtete diese sogar als primitiv und strebte nach Höherem17; Kolping wollte ein Gymnasium besuchen, um Priester werden zu können. Dies offenbarte er 1936 seinem Ortspfarrer, von dem er nur zu hören bekam: "Schuster, bleib bei Deinen Leisten"18. Doch Kolping ließ sich dadurch von seinen Plänen nicht abbringen. Der Pfarrer der Kerpener Nachbargemeinde zeigte mehr Verständnis und gab Kolping Lateinunterricht, so daß er 1937 in Köln ins Gymnasium aufgenommen werden konnte. Nach dreieinhalb Jahren, die ihm noch viel zu lang erschienen, legte er sein Abitur ab. In dieser Zeit war Kolping stark gesundheitlich - durch Bluthusten, Pocken und Brustbeschwerden - und finanziell eingeschränkt; seinen Unterhalt bestritt er aus Nachhilfestunden. Zum Theologiestudium ging Kolping nach München, weil die Ausrichtung der Bonner Universität19, die eigentlich in Frage gekommen wäre, ihm nicht zusagte20. Sein Studium wurde finanziert durch eine Gutsbesitzerstochter, der Kolping einen Gefallen erwiesen hatte21. Nach straff organisierten Studien wechselte Kolping 1842 nach Bonn, da er die letzten drei Semester an einer Universität seiner heimischen Diözese absolvieren mußte. Dort stand er auf der Seite der Antihermesianer, organisierte einen Fackelzug und schrieb einen Zeitungsartikel in dieser Sache22. Von 1844 bis 1845 besuchte er in Köln das Priesterseminar, um 1845 in der Kölner Minoritenkirche zum Priester geweiht zu werden. In der Nacht vor Kolpings Priesterweihe war sein Vater gestorben. Kolping wurde dann Kaplan und Religionslehrer in der Pfarrei St. Laurentius in Wuppertal-Elberfeld, einem Zentrum der Industrialisierung. Vom 1. 4. 1849 bis zum 31. 12. 1861 war Kolping Domvikar in Köln, wodurch er mehr Zeit für seinen Gesellenverein hatte23. 1850 wurde Kolping zum Apostolischen Notar ernannt. Ab dem 1. 1. 1862 wurde er Rektor der Kölner Minoritenkirche, eine Stellung, von der er sich zusätzliche Erleichterung erhoffte, was sich als Trugschluß erwies, da an der Kirche Renovierungsarbeiten durchgeführt werden mußten. Am 22. 4. 1862 wurde Kolping zum Päpstlichen Geheimkämmerer ernannt. Am 4. 12. 1865 starb er, nicht ganz 52jährig, infolge häufigerer Krankheiten und hoher Belastung durch seine Aufgaben. Am 27. 10. 1991 schließlich wurde Kolping nach gut 40jährigem Informativprozeß in Rom von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

b) Adolph Kolping als Publizist

Adolph Kolping war Zeit seines Lebens ein reger Autor. Dies begann bei zahlreichen Briefen an Freunde und bei Gedichten, die er schon früh schrieb, und reichte bis zum weiten Feld der Publizistik. Hier war er ab 1849 Redakteur und Herausgeber des "Katholischen Volkskalenders" und 1850-1854 Redakteur des "Rheinischen Kirchenblattes"24, zu dem er die Beilagen "Vereinsorgan" und "Feierstunde" als Organe des Gesellenvereins herausgab. Ab 1854 war Kolping Redakteur, Herausgeber und Verleger der "Rheinischen Volksblätter für Haus, Familie und Handwerk", darin enthalten seine ständige Kolumne "Politisches Tagebuch"25. Ab 1863 gab er die "Mittheilungen für die Vorsteher der Katholischen Gesellenvereine" heraus, eine Publikation, die sich mangels anderer Mitarbeiter bis zu seinem Tod nur schleppend anließ. Schon ab 1850 fungierte Kolping zudem als Herausgeber verschiedener weiterer Volkskalender.

 

c) Die Entwicklung der Gesellenvereine bis zu Kolpings Tod

Schon im Herbst 1845 schlossen sich in Elberfeld Gesellen zusammen, um als Chor an der Laurentiusprozession 1846 teilzunehmen. 26 Der Elberfelder Hauptlehrer Breuer27 unterstützte diesen Zusammenschluß und initiierte die Gründung des "Katholischen Jünglingsvereins Elberfeld", der später in "Junggesellenverein" umbenannt wurde28. Im Juni 184729 wurde Kolping zum Präses dieses Vereines gewählt. Am 6. 5. 1849 gründete er mit sieben Gesellen den Kölner Gesellenverein; am selben Abend hielt Karl Marx im Kölner Gürzenich einen Vortrag30. Am 20. 10. 1850 kam es zur Gründung des "Rheinischen Gesellenbundes" aus den drei ersten Gesellenvereinen in Elberfeld, Köln und Düsseldorf. Nach und nach traten weitere Vereine bei. 1854 gab es bereits den ersten Gesellenverein im Ausland - in Rorschach in der Schweiz - und 1856 den ersten in den USA - in St. Louis. In seinen Kölner Jahren unternahm Kolping viele Reisen zur Verbreitung seiner Idee. Bei seinem Tode gab es bereits 400 Gesellenvereine.

 

B. Hauptteil: Katholischer Gesellenverein und Politik

I. Der unpolitische Verein

1. Der apolitische Verein

Das erste, was bei den Nachforschungen zur hier behandelten Fragestellung sofort auffällt, ist die unpolitische Verfassung des Katholischen Gesellenvereines. Dies wird nachdrücklich in allen Statuten festgelegt und betont; es muß also den Gründungsvätern ein wichtiges Anliegen gewesen sein, sind doch die entsprechenden Paragraphen alle sehr eindeutig gehalten. Schon Johann Gregor Breuer vermeidet es in seiner "Denkschrift über den Katholischen Gesellenverein Elberfeld", bei der Aufzählung der im Verein zu behandelnden Unterrichtsgegenstände etwas Politisches zu nennen31. Sobald Kolping selbst die Formulierung entsprechender Bestimmungen übernimmt bzw. zumindest daran beteiligt ist, wird der Sachverhalt dann explizit formuliert. So heißt es, um chronologisch vorzugehen, z. B. in der Vorlage zum "Bundesstatut" des "Rheinisch-Westfälischen Gesellenbundes": "In jedem Vereine bleibt die Behandlung der Politik und gehässiger religiöser Polemik untersagt. Unter diesem Ausschluß der Politik ist nur die Gewerbegesetzgebung nicht mit einbegriffen." 32 Dieser Nachsatz betreffs der Gewerbegesetzgebung ist nicht ohne Bedeutung, wie sich noch zeigen wird. Diese Formulierung muß allgemein Zustimmung gefunden haben, denn es wurde an ihr in der Folgezeit kaum etwas geändert. In den "Statuten des Gesellenvereines zu Köln" steht der entsprechende Satz erstaunlicherweise bloß als Anmerkung: "NB Politik und gehässige religiöse Polemik sind und bleiben aus dem Vereine grundsätzlich ausgeschlossen." 33 Das endgültige Statut des "Rheinischen Gesellenbundes", wie sich der ehemals Rheinisch-Westfälische Bund jetzt nannte, entspricht weitestgehend der eben angeführten Vorlage: "In jedem Lokalverein bleibt die Behandlung der Politik und gehässiger religiöser Polemik untersagt." Es folgt dann noch der gleiche Nachsatz wie oben zur Gewerbegesetzgebung. 34 Daß der Aufbau der Statuten sich in späterer Zeit an diesen frühen Statuten orientiert, zeigt sich nicht nur inhaltlich, sondern schon rein äußerlich: Das sogenannte "Politikverbot" steht ab jetzt stets in § 7 der jeweiligen Satzung. Im Statut des "Katholischen Gesellenvereines", wie der Rheinische Gesellenbund bald in Anlehnung an die Namen der Einzelvereine genannt wurde, wird das Politikverbot sogar noch erweitert: "In jedem Lokalverein bleibt die Behandlung der Politik und öffentlicher Angelegenheiten sowie jede gehässige religiöse Polemik untersagt." 35 Exakt die gleiche Fassung findet sich im Allgemeinen Statut des Katholischen Gesellenvereines, das im "Wanderbüchlein für das Mitglied des Kath. Gesellenvereines" abgedruckt ist. 36 Auch die Fassung desselben Statuts aus dem Jahre 1858 änderte an diesem Paragraphen nichts. 37

Die Statuten stellen im übrigen auch genaue Anforderungen an die Mitglieder: Es wurden nur Gesellen38 zugelassen, die älter als 18 Jahre39 und ledig40 waren. 41 Aus den gleichen Beweggründen duldete man auch keine Meister in den Schutzvorständen. 42 Desgleichen gab es ein Verbot von Doppelmitgliedschaften, und dies führt wieder in politischeres Gebiet: "Kein Mitglied des Gesellenvereines darf einem anderen Vereine angehören, welcher einen Zweck verfolgt, der dem Zwecke des Gesellenvereins hinderlich oder gar zuwider ist." 43 Da ein anderer katholischer Verein wohl kaum einen Zweck verfolgte, der dem des Gesellenvereines hinderlich war, wendet sich dieses Verbot wohl hauptsächlich gegen linke und liberale Vereine wie z. B. Vorläufer der Gewerkschaften, wie auch folgendes Zitat belegt:

"Auch möchten wir aus guten Gründen darauf aufmerksam machen, daß die Vorsteher der Vereine nicht dulden sollen und dürfen, daß die Mitglieder sich an ungesetzlichen Vereinbarungen beteiligen, welche zum Zweck haben, von den Meistern höheren Lohn zu erzwingen. Mitglieder, die sich an solchen ungesetzlichen Vereinbarungen beteiligen, müssen dieselben sofort verlassen oder aus dem Kath. Gesellenverein ausscheiden. Wer für herkömmlichen Lohn nicht arbeiten kann, oder im Frieden mit dem Meister kein besseres Abkommen zu treffen weiß, dem steht die übrige ganze Welt offen. Der Kath. Gesellenverein soll nicht bloß den Frieden unter den Gesellen, sondern auch zwischen Gesellen und Meistern zu erhalten trachten; darum ist er ein Katholischer Gesellenverein." 44

Diese Zielrichtung des Verbots von Doppelmitgliedschaften läßt sich auch an anderen Stellen erhärten: "Vor 1914 finden sich bei den Gesellenvereinen (...) Aufforderungen, unchristlichen und unsittlichen Bestrebungen, womit auch sozialdemokratische gemeint sein dürften, entgegenzutreten, und das Verbot der Mitgliedschaft in freien Gewerkschaften und in sozialdemokratischen Turn-, Gesangs- oder Radfahrervereinen." 45 Erstaunlich ist hier vor allem, daß selbst so harmlose Vereinigungen wie Radfahrervereine aufgrund einer sozialdemokratischen Ausrichtung der Mitglieder geächtet wurden. In die gleiche Richtung geht auch die Aussage, daß Einzelmitglieder oder Vereine aufgrund politischer Aktivität ausgeschlossen werden konnten. 46 Unter Berücksichtigung dieses rigorosen Verhaltens gegenüber konkurrierenden Anschauungen sind die Bestimmungen bezüglich Protestanten, die Mitglied werden wollten, sehr tolerant. Kolping meint, "der Gesellenverein soll Mitglieder anderer Konfessionen, die sich vertrauensvoll ihm angeschlossen, zu allem zulassen, was der Verein bietet, ohne auch nur im mindesten zu kränken und zu beleidigen. Wer dem Religionsunterrichte nicht beiwohnen will, kann sich ja sonst beschäftigen. Wir haben seit Jahren Protestanten in unserer Mitte und trotzdem, daß wir katholisch lehren und üben, nie Zank und Streit darum gehabt." 47 Auch Vosen48 berichtet, daß man Nichtkatholiken "ungehinderten Beitritt" gestattete. 49 Doch an anderer Stelle findet sich auch für Protestanten ein Verbot einer Doppelmitgliedschaft: "Wenn auch Protestanten Mitglieder des Katholischen Gesellenvereines sein können, so ist es ihnen jedoch nicht gestattet, zugleich Mitglieder eines an demselben Orte befindlichen protestantischen Gesellen- oder Jünglingsvereines zu sein." 50 Somit wurden auch die protestantischen Gesellenvereine als eine Konkurrenz angesehen, vor allem wohl mit der Furcht der Mitgliederabwerbung, wobei es unwahrscheinlich erscheint, daß ein katholischer Geselle einen protestantischen Verein bevorzugt. Immerhin wünscht Kolping jedenfalls auch den evangelischen Gesellenvereinen alles Gute. 51

Weitere Ausschlußgründe aus dem Verein gab es auch noch. "Jedes öffentliche, den guten Ruf befleckende Vergehen schließt als solches von dem Vereine aus. Ebenso ist ausgeschlossen, wer seine österliche Christenpflicht verabsäumt." 52 Die Kontrolle im Verein erstreckte sich bis auf die Bücher, die zur Lektüre ausgelegt werden durften; diese wurden zensiert. 53 Überhaupt meint Kolping ohnehin: "Das Lesen verdirbt die Köpfe; das sind die dümmsten, die viel lesen - von den Gesellen." Gleich schränkt er aber ein: "Es gibt Leute, die müssen lesen; es wäre schlimm, wenn ich nicht viel lesen würde." 54 Bei den Gesellen soll es aber nicht zu "schädlichem Grübeln"55 kommen. Auch dies ist Zeugnis einer autoritären Bevormundung der Gesellen. Kolping konnte so unangefochten den Verein leiten, ohne sachkundigen Einspruch fürchten zu müssen. Auch Vosen bestätigt, daß Kolping dagegen war, die Gesellen allzu gelehrt zu machen. 56

Seine Meinung, Politik habe nichts im Gesellenverein zu suchen, legt Kolping nicht nur in diversen Statuten fest, bei deren Gestaltung er als Initiator der Vereine sicher federführend war. Er artikulierte seine Gedanken auch sonst in aller Deutlichkeit und Ausführlichkeit. So meint er z. B. schon im Jahre 1848: "Politik ist [im Verein] ausgeschlossen, es wird ohnehin genug gekannegießert"57 und "Das Volk hat nicht den Beruf, die Polemik zu führen." 58 Dieser Satz klingt sehr nach Absolutismus und auch kirchlicher Bevormundung der Laien. Und Kolpings Ideen änderten sich in der folgenden Zeit nicht. In seinen "Briefen über den Kath. Gesellenverein" geht er sogar so weit zu behaupten, die Gesellen seien schlichtweg zu dumm dazu, um etwas von Politik zu verstehen:

"Der Gesellenverein hat sich weder um die Politik noch um irgendwelche öffentlichen Angelegenheiten zu kümmern, und zwar verstehen wir das im strengsten Sinne des Wortes. Zunächst liegt es auf flacher Hand, daß, wenn irgend etwas, die Politik oder öffentliche Angelegenheiten vorzugsweise Gegenstände sind, die weit aus dem Gesichtskreise von Handwerksburschen liegen und liegen sollen. Mich dünkt doch, wir dürften bald ziemlich allgemein wissen, daß, um nur mit irgendwelchem Verstande in diesen Dingen mitzusprechen, es ohne genaue und umfassende Kenntnis des Gegenstandes nicht angehen dürfe. (...) Diese Kenntnisse einem Handwerksburschen zumuten wollen, hieße, seinen eigenen Blödsinn dokumentieren, sie ihm beibringen wollen, nicht minder. Und wozu sollte es denn nutzen? Was soll der Geselle oder endlich der Meister dann mit diesem Werkzeug machen? (...) Diejenigen, die das Volk zur Politik erziehen wollten, haben es ja klar und deutlich dargetan, daß (...) sie mit dem Volk Politik treiben wollten, daß die (...) Leute aus dem Volke nur das Werkzeug sein sollten, womit sie nicht selbst die gebratenen Kastanien aus den glühenden Kohlen herauszuholen versuchten. Nein, (...) das Volk als solches und also namentlich die Handwerksgesellen haben gar keinen Beruf, Politik zu treiben." 59

Es ist doch sehr verwunderlich, daß Kolping hier mit solchem Hochmut über die gesellschaftliche Gruppe redet, der er keine zwanzig Jahre zuvor noch selbst angehört hatte. Zudem ist es nicht sehr realistisch anzunehmen, die Gesellen würden nichts von Politik verstehen, da sie keine Erfahrungen hätten. Gerade sie hatten Erfahrung, denn gerade sie standen mitten in den Auseinandersetzungen um Gewerbefreiheit, Gewerbegesetzgebung und Arbeitsbedingungen. Zudem ist es (erst heute?) nicht mehr nachvollziehbar, daß Kolping annahm, die Gesellen seien dümmer als andere. Wenn die Politik "ihm beibringen wollen, nicht minder" des Gesellen "Blödsinn" dokumentiert, dann gibt dies doch zuerst Zeugnis von einem schlechten Lehrer.

Gründe für seine Politikabstinenz im Verein führt Kolping verschiedene an. "Aus ihm [dem Gesellenverein] soll alles fernbleiben, was gemäß der Natur der Sache zu Meinungskämpfen, zu Zank und Streit leicht Veranlassung gibt. Denn die Einigkeit und den Frieden unter den Mitgliedern des Vereines (...) zu erhalten, muß unsere angelegentlichste Sorge sein, und steht auch deshalb ein katholischer Geistlicher an der Spitze, damit er mittels seiner priesterlichen Würde (...) den Frieden (...) aufrecht erhalte." 60 Bei allem Verständnis für Kolpings Bemühen, die Ordnung im Verein zu erhalten, kann man es kaum als echte Lösung von Problemen ansehen, Diskussionen darüber schlicht aus dem Weg zu gehen bzw. zu verbieten. Eine andere Begründung zeigt eine recht pessimistische Weltsicht: "Eigentlich Politik treiben sollte uns fernerliegen, da wir ohnehin auf die Weltgeschichte keinen Einfluß üben könnten (...)."61 Diese Passivität läßt Kolpings sonstige sozialreformerische Tatkraft vermissen; nur mit Zusehen ändert sich nichts.

Der eigentliche Grund für das Politikverbot dürfte aber ganz anders gelagert sein, und Kolping nennt diesen Grund auch: "Damit [mit dem Politikverbots-Paragraphen in den Satzungen] glauben wir der weltlichen Behörde jede vernünftige Garantie gegeben zu haben, daß die Vereine sich nicht in Dinge verirren, welche zu Mißhelligkeiten Anlaß geben können." 62 Der eigentliche Hintergrund des Politikverbotes ist also der, daß Kolping seine Vereinsaktivitäten vor staatlichen Nachforschungen, Eingriffen und Sanktionen schützen wollte. Politische Vereine waren aufgrund der allgemeinen Zeitsituation verboten, da man keine Opposition duldete. Insofern ist die Bestimmung, daß der Gesellenverein unpolitisch ist, zunächst ein wirksamer Schutz, der dem Staat signalisieren soll, daß sich Ermittlungen hier nicht lohnen. 63 Wie weit dieses Verbot somit lediglich ein Schutzschild und damit nur vorgetäuscht war oder ob es sich auch tatsächlich auf den Verein auswirkte, wird sich zeigen. Kolping jedenfalls behauptet, im Elberfelder Gesellenverein "von der Politik aber nie"64 geredet und zwar bürgerliche Gegenstände in Vorträgen betrachtet, diese aber nur mit "religiösen Augen"65 angeschaut zu haben. 66 Auch seien die Revolutionsereignisse von 1848 spurlos an den Mitgliedern vorbeigegangen. 67 Jedenfalls trug die unpolitische Verfassung des Vereines dazu bei, Vorurteile gegen ihn beim Klerus abzubauen. 68

 

2. Der "gutkatholisch" - loyale Verein

Statt Politik sollte es im Gesellenverein vielmehr ein geordnetes Familienleben geben. Dies war zweifelsohne ein Bedürfnis der Gesellen, die auf ihrer Wanderschaft oft nur schlechte Herbergen und schon gar keine ordentliche Gesellschaft erwarten konnten, wenn sie in eine fremde Stadt kamen. Ausgangspunkt für Kolpings Idee waren denn auch unter anderem die (allzu) häufigen Wirtshausbesuche der Gesellen an freien Tagen. 69 Wahres Glück, meint Kolping, gebe es nur in der Familie. 70 Also mußte durch den Gesellenverein eine Art Ersatzfamilie geschaffen werden. Dies sollte im "warmen Schoße" "einer Mutter, der h. kath. Kirche"71 geschehen. Denn die Kirche habe "bis zu ihren erhabensten Fürsten hinan ein warmes, teilnehmendes Herz für das Volk"72 und sei "von Anfang an gegen jede Sklaverei, gegen jeden unrechtmäßigen Druck der Herren über ihre Knechte"73 gewesen. 74 So sollte also "der Zweck unseres Vereins (...) Bewahrung vor dem Bösen und Förderung in allem Guten"75 sein und der Verein "eine Art Sieb, wo auch noch Spreu und Weizen sich sondert." 76 Kolping sah es als seine "heilige Pflicht" an, "denen, die gutwillig sind, die rettende Hand [zu] bieten"77.

Ganz so harmlos sind aber Kolpings Motive nicht. 78 Denn mit den Gesellen hat er weiterreichende Ziele. "Was also will der Verein? Unsere Jünglinge sollen einst tüchtige, ehrenhafte Bürger und Familienväter werden, das Höchste, was sie nach dem gewöhnlichen Laufe der Dinge zu erstreben haben. (...) Vor allen Dingen soll er nicht über seinen Stand hinaus - ein Hauptübel unserer Zeit - (...) streben." 79 Auch dies ist wieder eine Textstelle, an der Kolping seine eigene Vergangenheit vergessen zu haben scheint. Schließlich wollte auch er einst "über seinen Stand hinaus". Dies, resultierend aus einem ganz natürlichen Drang nach Höherem, müßte er auch anderen Gesellen zubilligen. Doch er will vor allem eines: möglichst loyale "würdigere, treuere Untertanen"80 der Obrigkeit aus den Gesellen machen, wie es schon Johann Gregor Breuer formulierte. Aus den Gesellen sollten "bessere Staatsbürger"81 werden, "treue, ergebene Untertanen Sr. Majestät, unseres geliebten Königs"82, denn: "ein braves Mitglied des Gesellenvereines ist den Gesetzen der Obrigkeit um des Gewissens willen gehorsam. Fürchte Gott, ehre den Regenten." 83 Kolping als konservativer Katholik zeigt sich hier seiner Zeit entsprechend als Monarchist. Er hatte wie die Kirche insgesamt ein Interesse an der Bewahrung des Status quo, zumal er ja nun auf der Seite der Bessergestellten stand. 84 Überhaupt hatte für ihn jede gesellschaftliche Umwälzung etwas Anarchistisches, Atheistisches, Kirchenfeindliches an sich und war deshalb zu verwerfen. 85 Schon darum war für ihn jeder Zustand recht, solange er nur Bestand hatte.

Kolping dachte aber auch an für die Gesellen Naheliegenderes: Ihr Betragen gegenüber den Meistern müsse "duldsam und bescheiden"86 bleiben. "Wir wollen Gesellen herstellen [!], die ihren Meistern Freude machen (...)."87 Die Meister und Gesellen sollten auch wieder ein freundlicheres Verhältnis zueinander bekommen und nicht nur auf den finanziellen Lohn achten. 88

Im Gegensatz zu Kolpings oben angeführten Aussagen, die sich gegen eine umfassendere Bildung der Gesellen wenden, meint Kolping an anderer Stelle, der Gesellenverein könne sehr gut im Interesse der Obrigkeit als Mittel zur Hebung des Bildungsgrades im Handwerkerstand dienen. 89 Angesichts dieses Widerspruches ist es allerdings anzunehmen, daß Kolping hier nur wieder versucht, den Verein gegenüber der Obrigkeit als harmlos, ja sogar dienstbereit erscheinen zu lassen. Jedenfalls meint Kolping kurzum, "daß man durch den Verein für die Soziale Frage viel Gutes wirken kann"90, ohne dies genauer zu spezifizieren. 91 Neitzel akzentuiert diesen Sachverhalt etwas anders, indem sie festhält, der Gesellenverein sei ein missionarisches Mittel zur Rekatholisierung insbesondere des protestantischen Nordens Deutschlands gewesen. 92 Diese Aussage paßt sehr gut zu den hier zitierten Texten, der missionarische Aspekt bei Kolping wird sich aber auch noch zeigen.

 

II. Der politische Verein

1. "Agitator" Adolph Kolping

a) Kolpings (sozial)politische Vorstellungen...

Adolph Kolping hat seine politischen Ansichten nie in einem Werk zusammengefaßt - zumal er hauptsächlich relativ kleinere Texte schrieb -; entsprechende Aussagen sind daher über sein ganzes Schrifttum verstreut und müssen für eine Analyse erst zusammengestellt werden. 93 Im übrigen gilt dies auch für die anderen Themenkreise, die hier bereits angesprochen wurden.

Kolpings wichtigster Grundsatz, der immer wieder auftaucht, ist folgender: "'Religion und Tugend'. Das ist das Fundament eines Staates, Hauses, Menschen und auch eines Gesellen." 94 Oder: "Auf dem Glauben ruht das Leben; das soziale Leben ist der lebendige Ausdruck des Glaubens, mag es beschaffen sein, wie es will." 95 Dementsprechend meint Kolping auch, es gebe nur zwei Alternativen, entweder Christentum oder Unchristentum, entweder Ordnung oder Chaos und Umsturz aller Verhältnisse. 96 Da die ganze sittliche Weltordnung und damit auch Politik und soziales Leben auf religiösen Grundpfeilern ruhe97, gebe es nur einen Ausweg: "Gerade das bürgerliche Leben bis auf die Werkstatt - worum nicht bis in die Herberge und ins Wirtshaus hinein? - soll katholisch sein und werden (...). Uns will's bedünken, gerade dem gewöhnlichen, bürgerlichen Leben täte ein tüchtiges, katholisches Christentum wieder gewaltig not." 98 Dies umso mehr, als nach Kolping "erst mit dem Erscheinen des Christentums (...) sich auch die Morgenröte der Zivilisation [zeigt]. Das Christentum lehrte und brachte Gleichheit und Freiheit für alle und wahrte die Rechte des einzelnen gegenüber der Gesamtheit des Staates, löste dem Sklaven seine Bande, gab dem Kinde, der Frau ihre menschliche Würde wieder (...)."99. Dabei liegt für Kolping der Akzent aber nicht auf dem Christentum, was noch verständlich wäre, sondern eindeutig und geradezu aggressiv auf dem Katholischen, was folgender Textausschnitt beweist:

"Heutzutage handelt es sich um zwei Dinge in der Welt, ob nämlich das Christentum sein Recht hat oder ob das Heidentum, ein recht gotteslästerliches Heidentum, das Ruder führen soll. Alles, was sonst in der Welt nebenher läuft, ist nicht wert, daß man sich darüber aufregt. Wir stehen entschieden auf der Seite des Christentums und bitten Gott, daß er uns dabeistehen läßt. Wir glauben sogar, daß das Christentum allein Recht hat auf der Welt, und müssen also mit Leib und Seele für dieses ausschließliche Recht einstehen. Nun aber erkennen wir mit derselben Gewißheit nur ein einziges Christentum als zu Recht bestehend an, und zwar das Christentum der einzigen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche. Damit aber müssen wir zugleich katholisch denken, reden, handeln und sterben. Wir sind also geschworene Feinde des nach Herrschaft ringenden Heidentums, gegen das wir aus allen Kräften Front machen, das wir angreifen, wo wir können, das wir zerstören würden [!], wenn es in unseren Kräften stände. Wir sind also katholische Christen und verwerfen damit jedes andere, notwendig verfälschte Christentum, von dem wir kein Heil, aber viel Unheil erwarten können. Wir glauben, daß unsere Rettung (...) allein aus dem segensreichen Schoß der Kirche fließt und daß außer ihr kein bleibender Segen mag gefunden werden100. Also müssen wir alles andere, was nicht von der Kirche und ihrem Geist erzeugt ist, ein für allemal von der Hand weisen. Schämen müßten wir uns bis in den tiefsten Grund des Herzens, von unserer göttlichen Mutter, der katholischen Kirche101, das Leben, seinen Unterhalt und seine Pflege erhalten zu haben, wenn es uns einfiele, neben ihr herzulaufen und Brüderschaft mit denen zu schließen, die sie - wenn auch in Verblendung - hassend meiden." 102

Diese Passage ist doch recht erstaunlich. Zunächst einmal verwundert, daß Kolping offenbar selbst die Protestanten den "Heiden" gleichstellt, überhaupt keine Unterschiede zwischen verschiedenen nichtkatholischen Richtungen macht und allesamt "ausrotten" will. Ein solcher Haß paßt schlecht zu einem Priester. - Kolpings Liebe zur Kirche muß sehr groß sein, wenn er sagt, er habe von ihr - und nicht von Gott! - das Leben erhalten.

Nach diesen Aussagen Kolpings kommt es nicht allzu unerwartet, daß sich bei ihm auch antisemitische Aussagen finden: Aktive Mitgliedschaft im Gesellenverein war für Juden verboten103, entgegen aller Beteuerungen, es gebe freien Zutritt zum Verein für Nichtkatholiken (s. o.). Juden hätten, als alleinige Inhaber von Kleidermagazinen, in Köln das Schneiderhandwerk zugrunde gerichtet, schreibt Kolping. 104 Die Juden seien sowieso geborene Spekulanten, die sich in dieser Eigenschaft gut zu spekulierenden Fabrikherren aufschwingen könnten, die dann Arbeiter ausbeuten. 105 In diesen Ansichten jedenfalls folgte Kolping den herrschenden Ansichten der Zeit; Antisemitismus war schon früh verbreitet.

Aus seiner katholischen Position folgert Kolping:

"Weil unser Herrgott selbst auf unserer Seite ist (...), darum ist auch die Wahrheit auf unserer Seite, und weil die Wahrheit, auch das Recht, die ewige Wahrheit und das ewige Recht, welche gar nicht zerstört werden können. (...) Aber weil Gott, die Wahrheit und das Recht auf unserer Seite, darum sind auch die aufrichtigen, gewissenhaften und braven Leute, die wirklichen Bekenner des Christentums, auf unserer Seite, selbst jene, die nur angefressen sind vom Zweifel oder aus sonstiger Schwäche das entscheidende mannhafte Bekenntnis scheuen, aber innerlich keineswegs sich von der Wahrheit und dem Recht losgesagt haben. Dazu treten selbst solche, welche im Irrtum dahergehen, aber des ehrlichen Glaubens sind, die christliche Wahrheit zu besitzen, und für ihr Bekenntnis einstehen wollen. Kurz, die wahre, bessere Menschennatur [!], in welcher das Ebenbild Gottes noch lebendig wirkt, steht auf unserer Seite." 106

Angesichts dieser Schlußfolgerungen drängen sich eigentlich nur zwei Fragen auf: Wer kann schon des Glaubens sein, die Wahrheit zu besitzen, und wie kann es wohl Kolping verantworten, von einem besseren Menschen zu sprechen?

Entsprechend dieser religiösen katholisch-konservativen Grundhaltung sind auch Kolpings Ansichten zur Politik und seine Forderungen bezüglich Veränderungen. Er geht aus vom Satz, die christlich-religiöse Seite im Leben stelle die einzig gültige Gesetzgebung für alle Verhältnisse dar107 und meint: "Es ist bornierte Torheit, bei allen sozialen Fragen und ihrer Lösung die Religion außer acht lassen wollen. Habt ihr aufgeklärten Narren denn noch nicht lange genug am Steine des Sisyphus gewälzt? Wollt ihr denn ewig den Wald vor Bäumen nicht sehen? (...) ohne Religion richtet im Volke kein Mensch auch nur etwas Gescheites aus. Wenn aber Religion, dann auch ein Bekenntnis, eine bestimmte Konfession (...)."108 Es ist klar, daß diese "bestimmte Konfession" die katholische sein soll. Seine Vorschläge zur Lösung der Sozialen Frage stellen sich nun wie folgt dar.

Zunächst sei es nötig, "einmal ganz gründlich mit dieser faulen Aufklärung [zu] brechen (...), die unseren Herrgott zu einem Altpapa machen möchte und den Teufel leugnet, die die alten, strengen Wahrheiten des Christentums mit einer Blumendecke zudeckt, damit man ja nicht zu sehr erschrecke." 109 Danach sei für den Mittelstand "offene Ehrlichkeit in Handel und Wandel, das demütige und doch hochherzige Sichfügen in die Einfachkeit des Lebens, das wahrhaft resignierte Entsagen der Weltfreuden mit der strengen häuslichen Sitte und Zucht, welche den Mittelstand adeln soll [nötig] (...). Daran reiht sich der fromme opferwillige Sinn, der in solchen Ständen nie ausgeht, wenn sie nur christlich bleiben, jene Wohltätigkeit, die anerkanntermaßen nirgends reichlicher und christlicher geübt wird als in sittenreinen Mittelständen".110 Kolping sieht für seine Zeit, in der laut seinen Worten Spekulanten die Handwerksgesetze nur verhöhnen111 und in der die Gewerbefreiheit zur "Vogelfreiheit" wird112, eine bessere Zukunft nur von der Religion; deshalb ist Kolping auch zuversichtlich, daß die Zukunft auf seiner Seite steht. 113 Kolping ist der festen Überzeugung, daß Gesetze der Misere in keiner Weise abhelfen können:

"Zerbrecht Euch die Köpfe über die beste Staatsmaschine, wie ihr wollt. Ersinnt Gesetze, welche in ihrer klugen Berechnung das ganze Altertum beschämen, solange Ihr nicht ein tüchtiges Familienleben, eine tüchtige bürgerliche Gesinnung und Tugend erzeugt und erzieht, den Geist erweckt, in dem Eure Gesetze erst Leben empfangen, werdet Ihr Wasser in ein Sieb tragen." 114

Und, noch etwas schärfer formuliert:

"Nichts ist im gesellschaftlichen Leben unverständiger und haltloser als jene Gesetzesmacherei, die nach irgend einem voreingenommenen Plan, nach einer individuellen Lebensanschauung, nach abstrakten Theorien, oft nach Grillen, an den zerfahrenen Lebensverhältnissen modeln, richten, meistern und regieren will; nichts verderblicher als jene Wut zu reformieren, von der unsere Zeit (...) wie besessen ist. (...) Wir werden totgemacht durch lauter Gesetze und Verordnungen, die sich wie Schmarotzerpflanzen um unser Leben bis in seine unbedeutendsten Regungen schlingen und verketten, dadurch dem wirklichen Leben Luft und Licht rauben, es verkümmern und ersticken." 115

Diese Aussagen überraschen nicht. Hier erscheinen wieder die Gedanken zur Erziehung der bestimmenden Schichten, die bereits angeführt wurden, hier wird auch verständlich, warum Kolping (wie zitiert) von Politik meint, man könne den Lauf der Weltgeschichte ohnehin nicht ändern: Er glaubt einfach, daß die Gesetze keine Auswirkungen haben, wenn die rechte Gesinnung fehlt. 116 Kolping erscheint hier in der Tat als Gesinnungsreformer117, im Gegensatz zu vielen Zuständereformern seiner Zeit. Fraglich ist dabei nur, wieviel Kolping mit seiner Methode hätte erreichen können - sein Vorschlag war nämlich ganz konkret, die Zünfte wieder einzuführen und so praktisch das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Dies zeigt sich in den "12 Regeln zur Linderung der Armut", die schon 1854 in den "Rheinischen Volksblättern" zu finden waren, also im ersten Jahr des Erscheinens; sie mußten Kolping als Herausgeber somit wichtig gewesen sein. Da heißt es unter anderem:

"1. Man schaffe die Ursachen beiseite, welche das sogenannte Proletariat geschaffen und vermehren, wie unbeschränkte Gewerbefreiheit, unbeschränkte Freizügigkeit, unbeschränkte Teilbarkeit der Güter. (...)

5. Man halte den Arbeiter an Sonn- und Feiertagen durch Arbeiten nicht ab, seine christlichen Pflichten zu erfüllen. (...)

8. Man nehme das Gute der alten Zünfte wieder auf.

9. Man gebe der Kirche ihre volle Freiheit, sich zu entfalten und ihren beseligenden Einfluß überall zu verbreiten, damit christliche Gesinnung und Sitte, christliche Zucht und Ordnung die Familie und das ganze Volk durchdringen.

10. Man gebe der Kirche wenigstens teilweise die Mittel zurück, die man ihr genommen. (...)"118

Diese Regeln zielen alle ab auf Wiederherstellung der alten Zustände, deren Untergang Kolping so sehr bedauert. Das Aufleben der Zünfte fordert er auch an anderer Stelle. 119 Entsprechend seiner Aufforderung, der Kirche wieder mehr Einfluß zu gewähren, fordert er auch von der Kirche Aktivität im sozialen Sektor: "Die Kirche kann und darf sich von der Sozialen Frage nicht zurückziehen, sie darf das bürgerliche Leben ihren geborenen oder geschworenen Feinden nicht allein überlassen, sie muß ins Leben hineintreten und den Kampf mit ihren Widersachern nicht scheuen." 120 Dies ist eine Stelle, die gerne zitiert wird, um Kolping als Vorläufer von "Rerum novarum" bezeichnen zu können. Angesichts des Nachsatzes mit dem Kampf gegen die Feinde wird es allerdings fraglich, ob Kolping hier die Kirche nur aus caritativen Motiven zur Aktivität aufruft, oder ob er nicht vielmehr beabsichtigte, durch das Engagement der Kirche den Einfluß der Linken und Liberalen einzugrenzen und zurückzudrängen, was ja zu seinen sonstigen Äußerungen passen würde. Gegen diese Linken und Liberalen121, die nicht nur Kolping wegen ihres Antiklerikalismus mit Unmoral in Verbindung bringt122, findet er zum Teil auch sehr scharfe Worte: Die "Reihen der Roten" seien das "Heer des Teufels", die Revolution der Antichrist123; die "rote Demokratie" sei eine "Zündstoffabrik"124 und aus den Gesellen hätten die "Roten" "Sendboten des Teufels" gemacht125. Zudem sammle sich das "Böse" der Welt im revolutionären Lager. 126 "Rote", Sozialisten und Kommunisten sieht Kolping als ein Symptom "modischer, aufgeklärter Gottlosigkeit"127.

Gegen Ende seines Lebens muß sich dann in Kolpings Ansichten eine sehr bemerkenswerte Wende vollzogen haben, denn nun zeigt er sich Sozialgesetzen nicht mehr so abgeneigt. Vielleicht liegt das auch an der Auseinandersetzung, die er in den "Rheinischen Volksblättern" mit Christian Hermann Vosen über dieses Thema geführt hat (zu Vosens Ansichten s. u.). Auf jeden Fall meint Kolping nun, ein Vierteljahr vor seinem Tode: "

"In dem neuen Hörigkeitsverhältnisse fehlt jedes deutlich ausgesprochene, anerkannte Rechtsverhältnis, und doch ist es eine unbestreitbare Wahrheit, daß soziale Fragen nicht bloß in Gnade und Barmherzigkeit, sondern nur in Gerechtigkeit und Barmherzigkeit gelöst werden. Das soziale Leben (...) ruht in allen seinen Verzweigungen auf dem richtigen und (...) deshalb christlichen Recht und soll in entsprechenden Gesetzen seinen wahren Schutz und seine Wehr finden." 128

Allerdings sieht Kolping staatliche Hilfen und damit Sozialpolitik stets nur als Hilfe zur Selbsthilfe auf der Basis einer angestrebten sittlich-religiösen Erneuerung an. 129

Bei der Betrachtung von Christian Hermann Vosens Ansichten zu diesem Thema fällt sofort auf, daß dieser Kolping beeinflußt haben könnte. Vosen geht zwar auch davon aus, daß es zur "Hebung dieser Übelstände (...) nur ein einziges Fundament" gibt, und das sei die Religion; 130 doch er erklärt auch ganz deutlich:

"Also nur nicht die Hände in den Schoß legen und die schädliche Phrase repetieren: Religion allein macht all diese Mittel [Produktivassoziationen usw.] in der Sozialen Frage überflüssig. [Dies war ja gerade Kolpings Ansicht!] Sie macht sie so wenig überflüssig, wie sie die Arznei gegen die Krankheit überflüssig macht. Zum Präservieren ist allerdings die Religion das einzige und zum Konservieren, nicht aber zum Kurieren." 131

Vosen ist der Meinung, Konsumvereine und Produktionsassoziationen seien vorteilhaft; 132 damit näherte er sich viel mehr an Schulze-Delitzsch und Lassalle an als Kolping. Vosen weist auch darauf hin, daß die sozialen Übel auch in Zukunft zum Teil kaum heilbar sein würden. 133

 

b) ...und von Kolping angeführte Ursachen seiner Haltung und der gesellschaftlichen Situation

Über Beweggründe seiner eindeutigen, rigorosen politischen Haltung sowie Ursachen für die gesellschaftliche Misere hat Kolping sich nur sehr selten ausgelassen. Natürlich kann man gerade bezüglich seiner Einstellung argumentieren, er sei durch die allgemeine Strömung seiner Zeit geprägt, doch finden sich durchaus auch einige wenige Stellen - die diese Argumentation im übrigen noch stützen -, an denen er persönliche Gedanken festhält. Zuallererst ist auch an Kolpings eigene Gesellenjahre zu denken, in denen er die Zustände im Handwerkerstand kennen und fürchten lernte, zumal er sicher nicht immer die besten Verhältnisse miterlebte. Daraus und aus seiner katholischen Grundeinstellung, herrührend von seiner Erziehung, kann durchaus einiges an Haß auf die Zustände und ihre (vermeintlichen?) Auslöser entstanden sein. Doch wieder zu Kolpings Aussagen:

"Jetzt widerhallen die Wände der meisten größeren Werkstätten (...) von Flüchen und Gotteslästerungen jeder Art Tag für Tag; jetzt ist der größte Teil der Gesellen in den größeren Städten und in den größeren Werkstätten mit dem rohesten Unglauben, der dabei seine absonderliche Spezies von Unsittlichkeiten treibt, angesteckt. Heutzutage gibt es in jeder größeren Stadt eine Anzahl Werkstätten, auf denen es verpönt ist, auch nur den Namen Gottes, es sei denn zur Lästerung, zu nennen. Ich könnte die Städte nennen im deutschen Vaterlande, leider macht keine eine besondere Ausnahme, und die Werkstätten dazu, wo es für einen braven, ordentlichen Gesellen entweder ein unbeschreibliches Martyrium oder geradezu eine Unmöglichkeit geworden ist, einen Platz zu bekommen und zu behaupten; überall dieser freche, gewalttätige Unglaube. (...) Hier ist eine Werkstätte, auf der man während der Karwoche - d. J. - die Zeremonien der katholischen Kirche aufs frevelhafteste nachäfft, bloß um einen armen Burschen, der nicht mithalten will, zu quälen, am heiligen Ostertage ihn aber fast erwürgt, damit er, seinen Glauben verleugnend, den Namen Gottes lästere; dort sitzt in jeder freien Stunde der erste Arbeiter mit einem demokratischen Teufelskatechismus in der Werkstätte und prägt den anderen seine greulichen Lehren ein. Wieder auf einer anderen Werkstätte hat man sich verschworen, keinen 'Jesuiten', d. h. keinen annoch gläubigen Gesellen, bei sich zu dulden, damit er nicht verrate, was andere auskramen. Anderwärts wirft man diejenigen buchstäblich vor die Tür, welche noch mit einiger Ehrfurcht von Gott und göttlichen Dingen reden (...). Die Meister aber (...) kümmern sich um das Tun und Treiben der Gesellen blutwenig, wenn sie nicht gar von ähnlichem Schlage sind. Es gibt deren, die wagen nicht einmal, den Fuß auf ihre eigene Werkstätte zu setzen." 134

Natürlich ist es fraglich, wie weit bzw. genau diese doch recht eindrückliche Schilderung der Zustände in den Werkstätten zur damaligen Zeit mit der Realität übereinstimmt. Bei der Formulierung mögen sehr wohl allgemein vorhandene und auch spezifisch Kolpingsche Ressentiments eine Rolle gespielt haben; zudem gibt Kolping an, die Fakten auch nur aus zweiter Hand zu haben. Doch enthält diese Erzählung gewiß auch einen wahren Kern, zumal Kolping zum einen selbst Erfahrungen gemacht hatte und zum anderen sagt, er könnte spezielle Werkstätten nennen. Allerdings kommt es auf die Authentizität gar nicht so sehr an, denn diese Eindrücke verstärken ohnehin nur Grundhaltungen Kolpings, die schon vorhanden sind: Wurzel aller Übel sei sowieso nur das marode Familienleben135, und Ursache der miserablen Zustände unter den Kölner Handwerkern allein die Gewerbefreiheit136, die Kolping schon deshalb ablehnte, weil sie ein Kind des (gottlosen) Liberalismus war. Dies wird besonders an folgender Aussage deutlich:

"Die Revolution in Kirche und Staat hat die sozialen Verhältnisse verkehrt, viele geradezu auf den Kopf gestellt. (...) Die Gewerbefreiheit, ein echtes Revolutionskind, wurde jubelnd begrüßt und hat wie alle diese heuchlerischen Freiheiten ihren Lieblingen die Hälse zugeschnürt. Jetzt liegt sie wie eine feindliche Einquartierung in den Städten und frißt das Mark derselben aus, ohne daß sie selber satt zu machen wäre, vielmehr schaut sie, diese Gewerbefreiheit, mit ihren hungrigen, hohlen Augen uns gespensterhaft und drohend aus allen Gassen der Stadt an." 137

Überhaupt sei der Mangel an wahrer Religion Ursache der schlechten sozialen Lage138, denn "als die Kirche die Leute noch zusammenhielt, da ging es den Leuten gut, und es gab kaum Leute, die so arm waren, daß sie sich gar nicht zu helfen wußten." 139 Und "als die Kirche noch einen recht breiten, festen, irdischen Boden unter den Füßen hatte, der wohlgemerkt nach allem Recht ihr eigen war, war jedes Kloster, jede Abtei, jedes Stift eine Kornkammer fürs Land, und das Volk hat sich unseres Wissens nie über Mangel an Wohltätigkeit gegen die Kirche zu beklagen gehabt." 140 Es mag Definitionssache sein, was man unter Leuten versteht, die "sich gar nicht zu helfen wußten", aber trotzdem kann man schlecht eine Armut für die frühere Zeit abstreiten. Zwar brachte die Industrialisierung141 eine starke Zunahme des Proletariats, doch gab es schließlich schon immer z. B. arme Tagelöhner.

Nach dem "Jahr 1848 mit seinen schrecklichen Lehren"142 sei jedenfalls "der alte, ernste, religiöse Geist aus den Massen gewichen. Diese sind den Verlockungen einer falsch verstandenen Freiheit unterlegen." Die neue Zeit schaue nur noch auf das Wohlergehen des einzelnen und nicht mehr auf die Gemeinschaft. 143 Die Gewerbefreiheit habe "jedes einigende Band unter den Gewerbsgenossen zerrissen"144, seitens der Gebildeten werde ein aktiver Kampf gegen das Christentum und für ein "Reich des Teufels" geführt. 145 Die Sozialisten bzw. Kommunisten wollten "Vergeltung üben"146. So war die Lage für Kolping aufgrund ihres Unglaubens schlichtweg unerträglich geworden, und da ist es nur konsequent, daß er sich daranmachte, seinen Teil dazu beizutragen, etwas an der Situation seinen Vorstellungen entsprechend zu verändern - mit dem Gesellenverein. Die Zielgruppe darin, die Gesellen, waren nämlich als potentielle spätere Meister und damit Mittelständler für Kolping eine wichtige Gruppe, denn der Mittelstand war eine bedeutende Schicht, und so kam einiges darauf an, den Nachwuchs dieses Mittelstands richtig zu unterweisen. 147 Und dies tat Kolping dann auch.

 

2. Politische Aktivitäten im Gesellenverein

So klar Kolpings politische Gedanken sind - wenn sie sich auch nur verstreut finden -, so wenig direkte Hinweise auf politische Aktivitäten im Gesellenverein gibt es. Doch sollen die wenigen hier natürlich genannt werden.

Selbst bei Kolping selbst findet sich etwas hierzu. Über das Vereinsleben heißt es: "Montags abends wird gewöhnlich ein Vortrag über das praktische bürgerliche Leben (...) gehalten, Dinge verhandelt und besprochen, die der Jugend naheliegen, worauf diese zu achten, was zu tun, was zu lassen hat." 148 Auch würden "die Gesellen mit den geltenden Gesetzen fürs Handwerksleben bekannt[ge]macht". Kolping ergänzt dort aber sogleich vorsichtig, das werde "wohl nicht zur bösen Politik gerechnet werden können." 149 Damit hat er freilich recht; fraglich ist aber, ob es beim Bekanntmachen blieb. Hier sind auch die bereits angeführten Aufrufe zur Loyalität nochmals zu erwähnen, da diese gewiß etwas Politisches darstellen.

Außerhalb von Kolpings Schrifttum finden sich schon eher Hinweise auf Politisches. Krimmer berichtet von politischen Vorträgen in Gesellenvereinen und meint gar, der Gesellenverein habe die politische Meinungsbildung seiner Mitglieder "selbstverständlich" zu seinen Aufgaben gezählt150 - was auch nur logisch ist. Feldmann schreibt, Kolping habe die Gesellen bereits im Jahre 1854 dazu aufgerufen, Petitionen einzureichen, um zu ihrem Recht zu kommen und solche Meister zu boykottieren, die die Sonntagsruhe nicht einhalten. 151 Neitzel schließlich referiert Verfolgungen des Gesellenvereines in Freiburg i. Br. durch die Polizei. 152 Diese Verfolgungen begannen im Jahre 1854 unter dem Vorwurf, der Gesellenverein sei dem Staat gefährlich. Der Vorstand bestehe aus Kriminellen und intrigiere gegen den Staat. Die Polizei verhörte mehrere Mitglieder und hielt sie einige Wochen im Gefängnis fest in der Hoffnung, daß diese dann "aussagefreudiger" seien. Den Gesellen teilte die Polizei mit, daß sie keinem Verein beitreten dürften. Schließlich versuchte man herauszufinden, wer von den Mitgliedern Protestant war (was nicht gelang, da die Konfession nicht in den Gesellenvereins-Akten festgehalten wurde), in der Meinung, diese würden eher Negatives über den Gesellenverein aussagen. In der Festschrift zum 75jährigen Bestehen des Freiburger Gesellenvereins 1927 kann man zu diesem Thema lesen:

"Dazu [zu bald nach der Gründung einsetzender Interesselosigkeit der Bürger am Verein] kamen harte polizeiliche Überwachungen; denn öffentliche Verdächtigungen des Vereins, in Zeitungen und Wirtschaften grundlos erhoben, boten der argwöhnischen Polizei Handhabe genug zum Eingreifen. Die Mitglieder mußten sich im Versammlungslokal und auf der Straße ständige Kontrollen gefallen lassen, blinde Menschen suchten sogar in ihrem Hasse gegen Religion und Kirche nach Gründen zur Auflösung des Vereins. Noch schlimmer war die Hetze, als aus dem Verein der sogenannte Mittwochsverein herauswuchs, in dessen Versammlungen die politische Rundschau die stehende Rubrik bildete. 153 Der Polizeikommissar saß damals als Hüter des Staates am Vorstandstische des Katholischen Gesellenvereins bei seinen Versammlungen. (...) Treu standen ihm [dem ersten Präses Alban Stolz] zur Seite (...), Ritter von Buß154 und (...)."155

Dies hört sich zwar zunächst so an, als sei der Gesellenverein ganz grundlos verdächtigt worden. Doch Neitzel führt auch die Aussage der Staatsanwaltschaft an aus einem ähnlich motivierten Prozeß gegen den Berliner Gesellenverein aus dem Jahre 1875, die lautete, daß ein katholischer Verein "ipso facto" ein politischer Verein sei. 156 Daher war auch die Verfolgung des Freiburger Gesellenvereins in der Tat nicht einfach antikirchlich motiviert, sondern aus der tatsächlichen Vermutung politischer Aktivität heraus entstanden. Zudem kann man eine politische Aktivität annehmen, wenn Ritter von Buß ein führendes Mitglied war.

Über das Verhältnis des Gesellenvereins zu politischen Parteien läßt sich, insbesondere für den hier betrachteten Zeitraum, nicht allzu viel sagen. Einzige Fundstelle hierzu bietet Krimmer, dessen Erkenntnisse sich aber hauptsächlich auf den Anfang des 20. Jahrhunderts beziehen. Immerhin läßt sich sagen - was sich auch mit bisher Angeführtem deckt -, daß der Gesellenverein nur zur Zentrumspartei ein gutes Verhältnis hatte und haben konnte. Hier gab es dann neben einer gemeinsamen ideellen Basis sogar räumliche und personelle Verflechtungen und Wahlaufrufe bzw. Propaganda für das Zentrum. Der Gesellenverein wurde so zu einem "'Anhängsel' der Zentrumspartei".157 Zur Sozialdemokratie war das Verhältnis feindlich; eine Doppelmitgliedschaft im Gesellenverein und bei den Sozialdemokraten war verboten (s. o.). Der Gesellenverein betrachtete die Sozialdemokraten als seine Feinde; umgekehrt griffen Sozialdemokraten Gesellenvereine agitatorisch an. 158 Das Verhältnis des Gesellenvereins zu den Liberalen war keineswegs freundlich, aber weniger kämpferisch als zu den Sozialdemokraten; 159 wahrscheinlich liegt dies daran, daß die Liberalen zwar für die Gewerbefreiheit und daraus resultierenden Übel verantwortlich gemacht wurden, daß aber die Sozialdemokraten selbst aggressiver waren in ihrem Verhältnis zum Gesellenverein als die Liberalen.

 

C. Fazit: Hatten die Gesellenvereine eine politische Bedeutung?

I. Zu den Aussagen Adolph Kolpings

Die vorangegangenen Zitate aus Kolpings Schrifttum haben eine neue Sichtweise auf Kolping ermöglicht. Sie haben ihn gezeigt als einen Priester, der ganz im Denken seiner Zeit verhaftet war. Seine Ansichten gerade bezüglich den Linken und Liberalen decken sich mit der allgemeinen katholischen Meinung. Auch in der Nationalstaatsfrage z. B. machte Kolping keine Ausnahme160, auch wenn dazu hier nichts angeführt werden konnte, weil sich Kolping dazu nicht direkt geäußert hat. Judenfrage und Gewerbefreiheit bilden weitere Gebiete der Übereinstimmung, wie gezeigt wurde. Dennoch geht Kolping in seinen Aussagen noch weiter. Er ist gegenüber seinen politischen Gegnern nicht nur defensiv eingestellt, sondern zum Teil sehr radikal und offensiv, geradezu aggressiv und kämpferisch. Seine Aussagen offenbaren sogar einen gewissen Haß auf seine Gegner, die es wagen, die Kirche, die Kolping sehr liebt und mit der er sich stets ohne jegliche Zweifel im Recht fühlt, anzugreifen. Freilich mag dieser Haß auch bei anderen Personen des politischen Katholizismus vorhanden gewesen sein. Was aber wichtiger ist: Kolping hat sich mit seinen Aussagen als zutiefst politisch denkender Mensch erwiesen. Er analysierte die Gesellschaft genau und erkannte die Übel und zum Teil auch deren Ursachen richtig. Gerade bei den Ursachen überinterpretiert er aber, indem er allein Linke und Liberale mit ihrer Gewerbefreiheit verantwortlich macht. Zu denken wäre z. B. aber auch an so simple Dinge wie die Tatsache, daß eine so gewaltige gesellschaftliche Umwälzung, wie sie sich zu Kolpings Zeiten mit der Industriellen Revolution vollzog, immer Probleme mit sich bringt. Kolping ist nicht nur der "Handwerkerpatriarch"161, der sich zu den Gesellen herabgelassen hat (bei Kolpings deutlich ausgedrücktem Hochmut fast wörtlich), um diesen in Caritas zu helfen. Er ist vielmehr eine Art Agitator, auch wenn dieses Wort negativ belegt sein sollte, ein Agitator für die konservative, katholische Sache. In seinem Wirken war für ihn "dieses christliche Mittelalter (...) ein gewisses Vorbild einer sich im vollen Wortsinne in Ordnung befindenden Welt".162 Dieses Mittelalter mit seinen Zünften und Ständen und damit klaren Verhältnissen, vor allem aber mit einer noch ungebrochenen Macht der Kirche auch in weltlichen Dingen, wollte Kolping wiederherstellen, wobei er gewiß fest daran glaubte, dadurch alle Probleme zu lösen - betrachte man doch nur, wie selbstsicher er in seinen Aussagen ist. 163 Damit erscheint Kolping als auch von romantischen Ideen geprägt164, wobei seine Motivation sicher die Wiederherstellung kirchlicher Autorität war, aus der die Lösung der Gegenwartsprobleme folgen sollte. Somit ist Kolping ein Kind seiner Zeit, jedoch eines, dessen zeittypische politische Ansichten im Vergleich zu seiner zweifellos großen sozialen Leistung für gewöhnlich eher in den Hintergrund treten.

 

II. Zur Beantwortung der Frage

Was heißt dies nun für den Katholischen Gesellenverein? Kolping erkannte die Probleme der Handwerker und meinte, ihnen am besten durch konservative Erziehung zu helfen. Dazu mußte ihm der Gesellenverein als passendstes Mittel erscheinen. 165 Durch seine statuarisch festgelegte Politiklosigkeit war Kolping im Verein relativ sicher vor staatlicher Überwachung und konnte hier eher als in aller Öffentlichkeit für die konservative Sache werben. Sicherlich überwiegt bei Material, das sich direkt auf den Gesellenverein bezieht, das, welches diesen unpolitisch erscheinen läßt. Es ist aber nur logisch, daß Kolping, wenn er die Gesellen tatsächlich erziehen wollte - und zudem in seinem Sinne - und ihnen zeigen wollte, was sie tun und lassen sollten, im Verein über Politik reden mußte. Denn Kolpings Erziehungsinhalte waren politisch - schließlich wollte er ja gerade vor Linken und Liberalen warnen -, und diese lassen sich nun einmal nur vermitteln, wenn man darüber spricht. Dies stützen die angeführten Zitate, die für eine politische Aktivität des Gesellenvereins sprechen und die daher schwerer wiegen. Das Politikverbot in den Satzungen war also nur ein Scheinparagraph, eine Tarnung, gewiß auch eine Notwendigkeit, um überhaupt in einem absolutistischen Staat existieren zu können. Jedenfalls entspricht es nicht der Realität des Vereinslebens. Dieses war sehr wohl politisch. Zu fragen wäre nun, ob das Politikverbot von Anfang an als Tarnung gedacht war oder ob man in den Diskussionen im Verein allmählich ins Politische "hineingerutscht" ist. Angesichts der Vorteile eines Politikverbotes und angesichts der Tatsache, daß Kolping seine politischen Ideen nicht erst nach der Vereinsgründung entwickelt hat, erscheint das erstere logischer. 166

Somit läßt sich festhalten: Die Gesellenvereine hatten im 19. Jahrhundert eine politische Bedeutung. Da man es mit Gesellen und ihren Problemen zu tun hatte, mag sie eher sozialpolitisch gefärbt sein. Jedenfalls war es eine Bedeutung, die vereinsintern blieb. Hinweise auf Versuche zu einer Propaganda außerhalb des Vereins - z. B. für die Kirche o. ä. - finden sich keine. Dafür war die Bedeutung innerhalb des Vereins umso größer, wenn man Kolpings politische Ansichten, die verschiedenen Verbotsvorschriften von Doppelmitgliedschaften und die Reglementierung des Vereinslebens - wie z. B. die Zensur der aufgelegten Bücher - bedenkt. Insofern kann man auf diesem vereinsinternen Gebiet wohl von einer eindeutigen politischen Beeinflussung sprechen. Indirekt hatte dies natürlich dann schon Auswirkungen auf die ganze Gesellschaft, denn dadurch wurde, wie beabsichtigt, die Haltung des zukünftigen Mittelstands geprägt.

 

Literaturverzeichnis

I. Quellen

Breuer, Johann Gregor: Denkschrift über den Katholischen Gesellenverein Elberfeld 23. 10. 1846. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band III, S. 1-8.

Caritas [Zeitschrift des Deutschen Caritasverbandes] 18 (Okt. 1912 - Sept. 1913). Freiburg i. Br. 1912f. [Archiv des Deutschen Caritasverbandes Freiburg i. Br.]

Festschrift anläßlich des 75jährigen Jubiläums des Katholischen Gesellenvereins Freiburg im Breisgau 10. 11. 12. September 1927. Freiburg i. Br. 1927.

Kolping, Adolph: Adolph-Kolping-Schriften Band III "Soziale Frage und Gesellenverein Teil I: 1846-1852". Herausgegeben von Rosa Copelovici, Michael Hanke, Franz Lüttgen, Josef Anton Stüttler. Köln 1985.

ders.: Adolph-Kolping-Schriften Band IV "Soziale Frage und Gesellenverein Teil II: 1852-1858." Herausgegeben von Rosa Copelovici, Michael Hanke, Franz Lüttgen, Josef Anton Stüttler. Köln 1986.

ders.: Adolph-Kolping-Schriften Band V "Soziale Frage und Gesellenverein Teil III: 1859-1865" Herausgegeben von Rosa Copelovici, Michael Hanke, Franz Lüttgen, Josef Anton Stüttler. Köln 1987.

ders.: Allgemeines Statut des Katholischen Gesellenvereines. In: Statuten des katholischen Gesellenvereines zu Köln, Köln 31853, S. 3-5. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band IV, S. 87-91.

ders.: Allgemeines Vereinsstatut des Rheinisch-Westfälischen Gesellenbundes (als Vorlage). In: Deutsche Volkshalle vom 16. 2. 1850, S. 3-4. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band III, S. 79-82.

ders.: An die Leser. In: Rheinische Volksblätter 7 (1860) Nr. 51 vom 22. 12., S. 802-807. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band V, S. 162-166.

ders.: An die Leser. In: Rheinische Volksblätter 8 (1861) Nr. 51 vom 21. 12., S. 801-803. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band V, S. 215-217.

ders.: Ansprache beim Patronsfest des hl. Josef am 2. 5. 1860. In: Rheinische Volksblätter 7 (1860) Nr. 19 vom 12. 5., S. 295f. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band V, S. 140f.

ders.: Blicke in die Zeit. In: Rheinische Volksblätter 7 (1860) Nr. 1 vom 7. 1., S. 1-7; Nr. 2 vom 14. 1., S. 17-22; Nr. 3 vom 21. 1., S. 33-39; Nr. 4 vom 28. 1., S. 50-56; Nr. 5 vom 4. 2., S. 68-73. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band V, S. 106-129.

ders.: Briefe über den Kath. Gesellenverein. In: Rheinische Volksblätter 2 (1855) Nr. 4 vom 27. 1., S. 60-64; Nr. 6 vom 10. 2., S. 91-95; Nr. 10 vom 10. 3., S. 155-160; Nr. 12 vom 24. 3., S. 187-191; Nr. 15 vom 15. 4., S. 235-239; Nr. 16 vom 21. 4., S. 250-255. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band IV, S. 174-197.

ders.: Briefe von der Wupper. In: Rheinisches Kirchenblatt 5 (1848) Nr. 13, Sp. 268-270; Nr. 14, Sp. 284-288. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band III, S. 32-41.

ders.: Den Mitbrüdern. In: Mittheilungen 1863, Heft 1, Sp. 1-6. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band V, S. 260-263.

ders.: Der Gesellenverein. Zur Beherzigung für alle, die es mit dem wahren Volkswohl gut meinen. Von Adolph Kolping, Kaplan und Religionslehrer in Elberfeld. Zum Besten der Vereine. Köln 1849. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band III, S. 44-68.

ders.: Der Gesellenverein und die Junggesellensodalität. In: Feierstunde 2 (1852) Nr. 3 vom 18. 1., S. 9f.; Nr. 4 vom 25. 1., S. 13-15; Nr. 5 vom 1. 2., S. 17-19; Nr. 6 vom 8. 2., S. 21-23; Nr. 7 vom 15. 2., S. 25-27; Nr. 9 vom 29. 2., S. 37f. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band III, S. 285-300.

ders.: Der Gesellenverein und die Soziale Frage. In: Rheinische Volksblätter 11 (1864) Nr. 3 vom 16. 1., S. 34-39; Nr. 4 vom 23. 1., S. 49-56. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band IV, S. 288-298.

ders.: Der katholische Gesellenverein in Wien. In: Feierstunde 2 (1852) Nr. 27 vom 4. 7., S. 117f. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band III, S. 321-323.

ders.: Deutsche Briefe. In: Rheinische Volksblätter 8 (1861) Nr. 4 vom 26. 1., S. 50-55; Nr. 5 vom 2. 2., S. 65-71; Nr. 8 vom 23. 2., S. 113-119; Nr. 9 vom 2. 3., S. 129-135; Nr. 10 vom 9. 3., S. 145-151; Nr. 16 vom 20. 4., S. 243-247; Nr. 17 vom 27. 4., S. 257-263; Nr. 18 vom 4. 5., S. 275-280. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band V, S. 170-211.

ders.: Die große Weltfabrik. In: Feierstunde 1 (1851) Nr. 14 vom 6. 4., S. 57-59. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band III, S. 200-203.

ders.: Ein anderer sozialer Wink. In: Rheinische Volksblätter 2 (1855) Nr. 41 vom 13. 10., S. 654-657; Nr. 43 vom 27. 10., S. 687-690. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band IV, S. 227-232.

ders.: Ein freies Wort und ein wohlgemeinter Vorschlag. In: Rheinische Volksblätter 1 (1854) Nr. 27 vom 30. 9., S. 428-431. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band IV, S. 147-150.

ders.: Ein Wort über Volksvereine und der "Katholische Jünglingsverein zu Elberfeld". In: Rheinisches Kirchenblatt 5 (1848), Heft 1, Sp. 9-23. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band III, S. 19-31.

ders.: Ein Wort über Zivilisation und Christentum. In: Feierstunde 1 (1851) Nr. 8 vom 23. 2., S. 30f. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band III, S. 145-147.

ders.: Erste Generalversammlung der Vorstände des Gesellenbundes zu Düsseldorf am 20. Oktober 1850. In: Vereinsorgan 1850 Nr. 1 vom 27. 10., S. 1-4. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band III, S. 96-101.

ders.: Familienangelegenheiten. In: Feierstunde 1 (1851) Nr. 11 vom 16. 3., S. 45-48; Nr. 12 vom 23. 3., S. 49-52; Nr. 13 vom 30. 3., S. 53-55; Nr. 15 vom 13. 4., S. 61-64; Nr. 16 vom 20. 4., S. 65-67; Nr. 19 vom 11. 5., S. 77-80; Nr. 20 vom 18. 5., S. 81-84; Nr. 21 vom 25. 5., S. 85-88; Nr. 23 vom 8. 6., S. 93-96; Nr. 24 vom 15. 6., S. 97-100; Nr. 26 vom 29. 6., S. 105-108; Nr. 29 vom 20. 7., S. 117-120. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band III, S. 148-198.

ders.: Festansprache zur Einweihung des Gesellenhauses München, 6. 5. 1855. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band IV, S. 202-211.

ders.: Für ein Gesellenhospitium. Von Adolph Kolping, Domvikar und Präses des Gesellenvereins zu Köln. (Manuskript, für wohltätige katholische Christen gedruckt.) Köln 1852. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band IV, S. 1-13.

ders.: Für ein Gesellenhospitium (zu absonderlicher Beherzigung unserer lieben Leser). In: Feierstunde 2 (1852) Nr. 38 vom 19. 9., S. 161-163; Nr. 39 vom 26. 9., S. 165-167; Nr. 40 vom 3. 10., S. 169-171; Nr. 41 vom 10. 10., S. 173-175; Nr. 42 vom 17. 10., S. 177-179; Nr. 43 vom 24. 10., S. 181-183; Nr. 47 vom 21. 11., S. 197-199; Feierstunde 3 (1853) Nr. 7 vom 13. 2., S. 25-27. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band IV, S. 13-35.

ders.: Glückseliges Neujahr! In: Feierstunde 2 (1852), Nr. 1 vom 4. 1., S. 1-4. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band III, S. 281-285.

ders.: Gott segne das ehrbare Handwerk! In: Rheinische Volksblätter 1 (1854) Nr. 32 vom 4. 11., S. 507-511; Nr. 33 vom 11. 11., S. 523-527. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band IV, S. 156-163.

ders.: Gott segne das ehrbare Handwerk! In: Rheinische Volksblätter 5 (1858) Nr. 40 vom 2. 10., S. 635-539. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band IV, S. 376-380.

ders.: Gott segne das ehrbare Handwerk! In: Rheinische Volksblätter 7 (1860) Nr. 36 vom 8. 9., S. 573-575; Nr. 37 vom 15. 9., S. 589-592; Nr. 38 vom 22. 9., S. 605-607; Nr. 44 vom 3. 11., S. 699-702; Nr. 45 vom 10. 11., S. 717-720; Nr. 47 vom 24. 11., S. 747-750; Nr. 50 vom 15. 12., S. 795-798. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band V, S. 142-162.

ders.: Grundgedanken über die Organisation des Gesellenvereines. [Erstmals abgedruckt] in: Mittheilungen 1870, Heft 17, Sp. 486-491. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band IV, S. 59-63.

ders.: Handwerkszustände in Köln. In: Feierstunde 1 (1851) Nr. 11 vom 16. 3., S. 48. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band III, S. 199f.

ders.: Kirchliches Leben. In: Rheinische Volksblätter 3 (1856) Nr. 1 vom 5. 1., S. 6-9; Nr. 2 vom 12. 1., S. 23-26; Nr. 3 vom 19. 1., S. 40-43. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band IV, S. 240-250.

ders.: Lichtblicke in die Zeit. Zum Neujahr 1863. In: Rheinische Volksblätter 10 (1863) Nr. 1 vom 3. 1., S. 1-6; Nr. 2 vom 10. 1., S. 17-22; Nr. 3 vom 17. 1., S. 33-39. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band V, S. 235-249.

ders.: Mit Gott tu fangen alles an. In: Rheinische Volksblätter 1 (1854) Nr. 1 vom 1. 4., S. 1-6. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band IV, S. 100-105.

ders.: Offene Antwort auf eine Privatanfrage über den Kath. Gesellenverein. In: Rheinische Volksblätter 5 (1858) Nr. 48 vom 27. 11., S. 764-767; Nr. 49 vom 3. 12., S. 779-782; Rheinische Volksblätter 6 (1859) Nr. 3 vom 15. 1., S. 44-47; Nr. 6 vom 5. 2., S. 93-95. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band IV, S. 381-392.

ders.: Predigt über den Katholischen Jünglingsverein Elberfeld 27. 8. 1848. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band III, S. 12-19.

ders.: Rede auf der 5. Generalversammlung des Katholischen Vereines Deutschlands Mainz 5. 10. 1851. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band III, S. 256-258.

ders.: Rede auf der 6. Generalversammlung des Katholischen Vereines Deutschlands Münster 23. 9. 1852. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band IV, S. 45-51.

ders.: Rede vor dem Gesellenverein München am 26. 4. 1852. Manuskript in: Tagebuch des kathol. Gesellenvereins in München, Ite Periode, von der Gründung des Vereins, 8. Aug. 1851, bis zum Einzugs-Feste im Gesellenhause, 6. May 1855., S. 42-52. [Im Besitz der Kolpingsfamilie München.] Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band III, 311-314.

ders.: Rede vor dem Hauptverein für konstitutionelle Monarchie und religiöse Freiheit, München, 1. 5. 1852. In: Volksbote für den Bürger und Landmann 5 (1852), Beiwagen Nr. 18 vom 2. 5., S. 37-30 [!]; Nr. 107 vom 5. 5., S. 431f. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band III, S. 317-323. [Der Fehler bei der Seitenangabe ist in den Adolph-Kolping-Schriften unterlaufen.]

ders.: Statuten des Gesellenvereins zu Köln (gegründet am 6. Mai 1849). Köln 1850. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band III, S. 82-96.

ders.: Stellungnahme zur handwerklichen Fortbildung, Köln, 25. 3. 1864. [Abschrift des (verlorenen) Manuskripts] in: Zentrales Staatsarchiv Merseburg, Ministerium für Handel und Gewerbe, Rep. 120, E I 1.38, vol. 5, Bl. 6-12. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band V, S. 313-318.

ders.: Über den Katholischen Gesellenverein. In: Rheinische Volksblätter 3 (1856), Nr. 48 vom 29. 11., S. 764f. und Nr. 49 vom 6. 12., S. 779-783. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band IV, S. 285-291.

ders.: Von der Hochzeit zu Kana aufgehoben. In: Feierstunde 1 (1851) Nr. 3 vom 19. 1.,S. 9-12. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band III, S. 135-139.

ders.: Wanderbüchlein für das Mitglied des Kath. Gesellenvereines. Soest 1856. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band IV, S. 266-276.

ders.: Zur Arbeiterfrage. In: Rheinische Volksblätter 12 (1865) Nr. 10 vom 11. 3., S. 152-156; Nr. 11 vom 18. 3., S. 169-172; Nr. 12 vom 25. 3., S. 185-188; Nr. 35 vom 2. 9., S. 550-552; Nr. 36 vom 9. 9., S. 567-569; Nr. 37 vom 16. 9., S. 583-586. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band V, Seite 367-385.

ders.: Zur Erinnerung an die Vorsteher der Gesellenvereine. In: Rheinische Volksblätter 4 (1857) Nr. 18 vom 2. 5., S. 287. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band IV, S. 313f.

ders.: Zwei Lager. In: Rheinische Volksblätter 7 (1860) Nr. 11 vom 17. 3., S. 161-167; Nr. 12 vom 24. 3., S. 177-183. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band V, S. 129-138.

ders.: Zweite Generalversammlung des Rheinischen Gesellenbundes Köln, 9. 11. 1851. In: Feierstunde 1 (1851) Nr. 46 vom 16. 11., S. 190-192; Nr. 47 vom 23. 11., S. 193-196. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band III, S. 270-278.

Vosen, Christian Hermann: Ein frommes Vorurteil gegenüber der Arbeiterfrage. In: Rheinische Volksblätter 11 (1864) Nr. 2 vom 9. 1., S. 18-23. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band V, S. 283-287.

ders.: Kolpings Gesellenverein in seiner sozialen Bedeutung. In: Katholischer Broschürenverein 2 (1866) Nr. 4. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band V, S. 385-408.

ders.: Über Assoziationen im Arbeiterwesen. In: Rheinische Volksblätter 11 (1864) Nr. 9 vom 27. 2., S. 130-134; Nr. 10 vom 5. 3., S. 146-149; Nr. 11 vom 12. 3., S. 161-166. Aus: Adolph-Kolping-Schriften Band V, S. 302-313.

 

II. Sekundärliteratur

Deutsche Kolpingsfamilie e. V. (Hrsg.): Kolping und die soziale Frage (=Kolpingwerk in Staat und Gesellschaft Band 2). Köln 1981.

dies.: Persönlichkeiten des Kolpingwerkes Band I : Franz X. Höll - Alban Stolz - Franz Joseph Buß (=Kolpingwerk in Staat und Gesellschaft Band 6). Köln 1983.

Feldmann, Christian: Adolph Kolping : Für ein soziales Christentum.

Göbels, Hubert: Adolph Kolping gestern - heute - morgen : Kurzgefaßte Lebensgeschichte des Schustergesellen, Priesters, Gesellenvaters und Volkserziehers Adolph Kolping aus Kerpen bei Köln. Köln 1977.

Hanke, Michael: Sozialer Wandel durch Veränderung des Menschen : Leben, Wirken und Werk des Sozialreformers Adolph Kolping. Mülheim 1974.

Krimmer, Ansgar: Der Katholische Gesellenverein in der Diözese Rottenburg (1852 - 1945) : Ein Beitrag zur Geschichte des Katholizismus in Württemberg. Tübingen 1992. [Dissertation; unveröffentlicht]

Müller, Peter: Katholische Standesvereine als Teil des politischen Katholizismus : Untersucht am Beispiel der katholischen Gesellen-, Arbeiter- und Arbeiterinnenvereine des Amtsbezirks Konstanz. Konstanz 1973. [Dissertation]

Neitzel, Sarah C.: Priests and Journeymen : The German Catholic Gesellenverein and the Christian Social Movement in the Nineteenth Century (=Schriften zur Rheinischen Geschichte Heft 7). Bonn 1987.

Rempe, Theo: Kolpings Grundsätze zur Pädagogik und Organisation seines Werkes. Köln 1975.

Steinke, Paul: Leitbild für die Kirche: Adolph Kolping : Sendung und Zeugnis seines Werkes heute. Paderborn 1992.